Die Basilika Santa Maria in Impruneta

Geschichte der Kirche Santa Maria

Wo heute die Kirche steht, befand sich ursprünglich ein Schrein, der im Jahre 1060 von Kardinal Umberto di Selva Candida gesegnet wurde. Nachdem die Kirche im 14. Jahrhundert vergrößert worden war, veranlasste der Bischof Antonio degli Agl im 15. Jahrhundert zusätzliche Restaurationen. Er war ein berühmter Humanist und wirkte von 1439 bis zu seinem Tod im Jahre 1477 als Dorfpfarrer. In dieser Zeit ließ er eine Mauer um das Gebäude und Türme an dessen Ecken errichten, um die Kirche als eine unbezwingbare Festung erscheinen zu lassen. Im Inneren wurden zwei kleine Tempel erbaut, die dem von Michelozzo in der Kirche Santissima Annunziata in Florenz entworfenen Tempel nachempfunden sind. Im Jahr 1634 erbaute die religiöse Gesellschaft der Stigmata des Franz von Assisi  auf eigene Kosten den Kreuzgang an der vorderen Fassade der Kirche, der aus der Feder des Architekten Gherardo Silvani stammt.

Nach der Bombardierung im Jahr 1944, bei der die Barockdecke zerstört wurde, restaurierte man die Kirche schließlich im Renaissance-Stil.

Das Heilige Bild der Jungfrau Maria

Der Ruhm und der Erfolg des Schreins liegen in dem Kult um das Bild der Jungrau Maria, das, laut der Überlieferung, aus der Feder des Evangelisten Lukas stammt, begründet.  Gemäß dieser Legende wurde das Bild bei Anbruch des Christentums vom Heiligen Romolo und seinen Anhängern nach Florenz gebracht. Aufgrund der Verfolgungen versteckten sie das Bild, indem sie es "in pruinetis" (unter den Kiefern) vergruben, woraus der heutige Namen "Impruneta" entsprang.

In der Basilika startete eine berühmte Prozession nach Florenz. Der Bischof Casotti beschrieb die Aufregung und die Freude der gesamten Bevölkerung von Impruneta mit folgenden Worten: "In der Nacht begannen die Menschen, die sich ihrer Beschützerin ganz besonders  ergeben fühlten, damit, das Dorf mit Feuern und Lichtern zu erhellen und mit Knallschüssen zu signalisieren, dass der Tag der Prozession unmittelbar bevorstand.  In den zwei folgenden Nächten (Freitag und Samstag) wetteiferten alle darin, ihre Hingabe zu demonstrieren und entzündeten in einem Umkreis von 10 Meilen Feuer auf den Hügeln." Weiter beschreibt der Autor die Teilnahme der Bruderschaften an der Prozession: "es kamen ungefähr 800 Menschen zu der Prozession. Hinter ihnen folgte die Bruderschaft aus Pieve, die aus 400 Menschen bestand. Fast alle der Männer aus den Bruderschaften trugen Fackeln oder andere Lichter in ihren Händen." 

Die Architektur und Verzierung der Kirche

Die Kirche ziert ein hoch aufragender zinnengekrönten Glockenturm mit vier abwechselnden Reihen von einfachen und doppelten Lanzettenfenstern, der im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Der von Gherardo Silvani (1634) entworfene Kreuzgang an der Fassade besteht aus fünf weiten Bögen, die jeweils von einem rechteckigen Fenster gekrönt sind. Links von der Fassade ragt ein mittelalterlicher Glockenturm mit einem großen Ziffernblatt empor. Unter dem Kreuzgang der Fassade befindet sich der Stein, der an die erste Konsekration (Einsegnung) erinnert.

Im Inneren ist ein weites Kirchenschiff im Renaissance-Stil zu bewundern: die Bögen sind aus Pietra Serenara ("der heitere Sandstein") und agieren als Rahmen für die Altäre. Die Apsis ist tief und die Decke besteht aus sichtbarem Dachgebälk. An beiden Eingängen befinden sich zwei kleine Weihwasserbecken aus den Jahren 1542 bzw. 1637.

Gleich nach dem Eingang steht auf der rechten Seite der Altar "Martyrium vom Heiligen Lorenz" von Cristofano Allori. Anschließend kann man das Gemälde der "Geburt der Jungfrau" bewundern, das aus der Feder von Domenico Crespi, auch unter dem Namen il Passignano bekannt, stammt. Auf der linken Seite, gleich nach dem Baptisterium, das ein Taufbecken aus dem Jahre 1590 ziert, hängen die folgenden zwei Gemälde: "Die Berufung von Petrus und Andreas" (1606) von Jacopo Chimenti (bekannt als Jacopo da Empoli) und "Das Martyrium des Heiligen Sebastian" von Matteo Rosselli.

Vor dem Presbyterium befinden sich zwei kleine Tempel, die der Jungfrau Maria und Jesus Christus gewidmet sind. Beide Tempel wurden bei der Bombardierung im Jahre 1944 schwer beschädigt und später unter Verwendung aller Fregmente, die noch gefunden werden konnten, wieder zusammengebaut. Heute werden sie von einem mit Marmor ausgelegten Vorbereich geschützt, der von vier kannelierten Säulen mit korinthischen Spitzen begrenzt wird. Darüber gibt es ein prächtiges Gebälk, und die Decke ist mit Majolika-Täfelungen ausgeschmückt.

Die Ädikula auf der rechten Seite ist die Kapelle des Kreuzes, dessen Altarwerk "Das Kreuz mit der Jungfrau Maria, dem Heiligen Johannes und Engeln" (glasierte Terrakotten auf azurblauem Hintergrund) von Luca della Robbia stammt. Auch die Seitenstatuen von Johannes dem Täufer und Augustinus, die Altarstufe mit den Fliegenden Engeln an den Seiten des Tabernakels und die vielfarbige Majolika-Decke sind von della Robbia.

Die Ädikula auf der linken Seite, die den Namen "Kapelle der Jungfrau Maria" trägt, ist dekoriert mit wunderschönen Werken von Luca della Robbia, einschließlich dem vielfarbigen Majolika-Fries des Architravs mit Blättern und Früchten, der zwei kleinen Bas-Reliefs, die die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind zeigen, der Verzierung der Decke und den Majolika-Statuen vom Heiligen Paulus und von Lukas, die sich auf beiden Seiten des Tabernakels befinden. In dieser Kapelle findet man auch das berühmte Heilige Bild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, das noch Spuren der Malerei des 13. Jahrhunderts erkennen lässt. Dieses Gemälde wird nur zu besonderen Gelegenheiten ausgestellt. Es wurde ursprünglich dem Evangelisten Lukas zugeschrieben, wurde jedoch im Jahr 1758 von dem englischen Maler Enrico Hugford auf einem Bildträger, der vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammt, übermalt.

Die Stufen oberhalb des Tisches des Herrn im Altar sind mit silbergeprägten Medaillons und Halbedelsteinen verziert. Das silberne mit zahlreichen Verzierungen versehene Ziborium zeigt "Die Entdeckung des Heiligen Bilds". Auf der Vorderseite, die von Cosimo III stammt und ein Ex voto darstellt, kann man den betenden Großherzog vor dem Bild der Jungfrau Maria bewundern.

Auf dem Hauptaltar findet man das großartige Polyptychon mit der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind und den florentinischen Heiligen Tommaso del Mazza und Pietro Nelli (1375), das im Krieg schwer beschädigt worden war und nachher wieder aufgebaut wurde.

Auf der rechten Seite befindet sich eine Kapelle, die das Grabmal des Bischofs Antonio degli Agli (aus dem 15. Jahrhundert) und ein Medaillon mit der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind (aus der Werkstatt von Antonio da Maiano) enthält.

Der reichhaltige Chor aus dem 18. Jahrhundert befindet sich wieder an seinen Ursprungsort innerhalb der inneren Fassade, wo früher die aus dem 18. Jahrhundert stammende Orgel stand.

In der Schatzkammer sind einige wunderschöne und seltene Werke der Kirche ausgestellt.
Hier finden Sie weitere Informationen über die Kirchenschätze.